27. SONNTAG im Jahreskreis
Erntedank

Die Sorge - wer kennt sie nicht? Sie ist eine Grundbefindlichkeit unseres Lebens: Sorge um unser Wohlergehen, unsere Zukunft, unsere Existenz; dass wir nicht hungern müssen, etwas zum Anziehen, ein Dach über den Kopf haben... Wie viel Zeit und Energie setzen wir dafür ein? Und das müssen wir ja auch.

Unser Problem aber ist, dass es nicht dabei bleibt. Auch wenn wir die Grundbedürfnisse befriedigen können, sind wir damit nicht zufrieden. Wir wollen immer mehr. Mehr Geld, mehr Gewand, mehr Geräte, mehr Konsum.

Das Merkwürdige ist nun: Je mehr wir haben, umso mehr machen wir uns Sorgen, dass wir es wieder verlieren. Das ist unser moderner Lebensstil geworden, unser Lebensgefühl. Wir werden getrieben durch Sorgen um viele Dinge, die wir im Grunde genommen nicht brauchen.

Sind da nicht die Worte von Jesus „Macht euch keine Sorgen!“ hochaktuell? Und er fügt hinzu: „Und wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr doch euer Leben um keinen Augenblick verlängern.“ Deswegen lädt Jesus uns ein, „lockerer“, „befreiter“, nicht so „verkrampft“ zu leben! Und wie ist das möglich?

Jesus bringt eine unheimlich befreiende Botschaft: Du bist bedingungslos von Gott angenommen und geliebtt. Sogar wenn du sonst niemanden hast, du bist jemand, weil Gott dich liebt. Was auch geschieht: Du brauchst um dein Leben keine Angst zu haben.

Je mehr wir uns das „realisieren“, umso freier werden wir. Ich kann Gott von ganzem Herzen dankbar sein für mein Leben: Für meine Geburt, meinen gesunden Körper, für die Zeit, in der ich lebe, für meine Beziehungen, meine Arbeit, meine Geschichte. Ich kann mein ganzes Leben, mich selbst, mit allem, was dazugehört dankbar annehmen und so finde ich zu einer Grundhaltung von Gelassenheit und Vertrauen. Gottvertrauen befreit mich von allen unnötigen Sorgen. Die Grundsorge bleibt, aber sie behält nicht die Oberhand. Es ist nicht diese verkrampfte Sorge, die unfrei macht, wie ein innerer Druck.

Dieses Grundvertrauen zu Gott ist der Grund dafür, dass wir Erntedank feiern können. Wir dürfen dankbar sein, genug zum Leben zu haben, genug an Essen und Trinken, genug an Gaben, die wir zum Leben brauchen. Dankbar für all diese Geschenke, für die Blumen und die Farbenpracht der Natur, für das saubere Wasser, für die guten Früchte, für unsere guten menschlichen Beziehungen... für so viele Früchte, die wir ernten dürfen und all dies im überwältigenden Gefühl, dass Gott es gut mit uns meint.

Es ist nicht selbstverständlich, dass wir ausreichend zu essen haben, unverdorbenes Wasser, gesunde Lebensmittel. Wir leben mit Supermärkten, Einkaufszentren - und ganz vielen Angeboten. Unsere Kühlschränke beherbergen mehr, als wir essen können. Unvermeidlich kommt es zu einer nie da gewesenen Wegwerfkultur. Dass gesät und geerntet wird, bekommen wir kaum noch mit. Wir zahlen an der Kasse, bar oder mit Bankomatkarte. Aber vielen Menschen auf dieser Erde geht es nicht so gut!

Einmal im Jahr feiern wir Erntedank, um Gott unsere Dankbarkeit für all das zu zeigen, was wir so selbstverständlich in Anspruch nehmen, ohne uns im Moment bewusst zu sein, dass es letztlich eine Gabe Gottes ist. Dieses Fest stellt die Lebensphilosophie unserer Gesellschaft in Frage. Wir wollen Gott wieder ins Spiel bringen und ihm dafür danken, dass wir schlussendlich alles Wichtige ihm verdanken. Aus dem alttestamentlichen Buch Deuternomium haben wir gerade gehört: „Und wenn du gegessen hast und satt geworden bist und prächtige Häuser gebaut hast und sie bewohnst, dann nimm dich in Acht, dass dein Herz nicht hochmütig wird und du den Herrn, deinen Gott, nicht vergisst ..." Deswegen feiern wir Erntedank

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